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Addis Abbeba, Januar 2020

Es ist Januar 2020. Und wieder einmal…. Wir haben es wieder getan, weil uns dieses überwältigend schöne Land einfach nicht loslässt. 

Am 3.Januar landen wir morgens in Addis Abeba, der Hauptstat Äthiopiens. Als wir den Flughafen verlassen, ist wieder alles da was wir noch in Erinnerung hatten und haben: Die Menschen, Gerüche und Geräusche, der Himmel, das Klima und die Höhe. Was für ein unbeschreibliches Land. 

Wir werden mit einem Sightseeing-Programm erwartet: 

Der Unity Park ist weitestgehend fertig gestellt und wurde bereits im Oktober 2019 zusammen mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Ministerpräsidenten Abiy Ahmed Ali eingeweiht. Die Stimmung und die Anmutung dort lässt uns erahnen, wie aufstrebend die Äthiopier aktuell sind. 
In der Vergangenheit beherbergte der Park Kaiser und Ministerpräsidenten, und galt als eine der bewachtesten Stellen. Alle Gebäude wurden nun restauriert und der Park steht allen Besuchern nun öffentlich zur Verfügung.

Den Rest unseres „Jetlag“-Tages verbringen wir mit unseren Freunden bei einem gemeinsamen Teller Injera (dem traditionellen gesäuerten Brot) und der Vorbereitung unserer Kaffeeroute.

Nachdem ich nach unserer letzten Äthiopienreise meinen Rücken noch wochenlang gespürt habe, habe ich diesmal auf einen Bus MIT Stoßdämpfer bestanden. Diesen haben wir am nächsten Tag genommen und sind die 280 km Richtung Süden nach Awassa gefahren, dem ersten Ausgangspunkt unserer Kaffeereise.

Awassa ist die Hauptstadt der Region der „südlichen Nationen und Völker“ im Süden Äthiopiens. Sie liegt in der Region Sidamo am Awassasee im Ostafrikanischen Grabenbruch.

Ausgeruht machen wir uns am Folgetag auf den Weg zur washingstation „Bensa“. 

Als wir nach 10 Stunden Fahrt aus dem Auto steigen, ist es wieder da: Das Gefühl von Ehrfurcht. Ehrfurcht vor der Natur und vor den Menschen, die ihre Kaffeepflanzen als Familienangehörige sehen.  Sie hegen und pflegen sie im Wissen, dass diese Pflanzen ihre Existenzgrundlage sind. Manche Pflanzen sind über 100 Jahre alt. 

In Äthiopien, auch als Wiege der Menschheit und des Kaffees bezeichnet, finden sich unzählige Varietäten der Kaffeepflanze. Viele davon sind sogar noch nicht mal bestimmt. Der Kaffeefarmer, der die Kirschen in Handarbeit geerntet hat, entscheidet über Weiterverarbeitung und somit über das Aroma des Kaffees. 

Ein Teil der Bohnen wird als sog. „natural“ weiterverarbeit, was bedeutet dass die Kaffeebohne in der Kirsche getrocknet wird. So können die Zucker aus dem Fruchtfleisch der Kirsche in die Bohne übergehen. Ein anderer Teil wird gewaschen („washed“), was bedeutet dass das Fruchtfleisch von der Kaffeebohne abgewaschen wird. Danach kommen die Bohnen in Fermentationsbecken, wo sie dann für eine Zeit lang fermentieren und somit Süße und Aromen entsteht. 

Anschließend werden gewaschenen Bohnen auf Trockenbetten unter ständigen Wenden bis auf eine Feuchte von ca.11% getrocknet.

In Äthiopien wird um den 5. Januar Weihnachten gefeiert. Heute ist Heiligabend, und alle ArbeiterInnen warten auf das Festmahl, das in einem Riesenkessel schon seit Stunden auf dem Feuer gart. Aber nicht nur die, sondern auch einige Geier tun das sehr interessiert.
Auch wir werden später zu Tibs und false banana bread eingeladen. Das sind fermentierte Blätter der falschen Banane mit Rindfleisch. Erst später habe ich gesehen, wie die Stämme fermentiert werden. Ein Glück. Das Mark der Bananenblätter wird ausgeschabt, in Bananenblätter oder Folie gewickelt und für drei Monaten vergraben. Das Ergebnis hat einen sehr strengen Geruch und ist für europäische Nasen ziemlich gewöhnungsbedürftig. Es bildet die Basis für ein Fladenbrot oder eine Art Eintopf.
Weiter geht die Reise nach Shakiso, wo wir uns mit Saude verabredet haben, den wir auf unserer Reise 2017 kennengelernt haben. Auch er hat nach unseren Gesprächen während der letzten Reise einen Teil der Ernte trocken (natural) weiterverarbeitet. 
Shakiso hat den Charme einer alten Goldgräberstadt und ist unserer Meinung nach die Region mit den interessantesten Kaffees. Die Kaffeepflanzen wachsen hier auf 1750 Höhenmetern, und es ist einiges in Bewegung!
Kooperativen legen Areale mit neuen Kaffeepflanzen an. Auch wer bis jetzt, wie Saude, nur Kaffee gewaschen hat forstet zusätzlich auf und experimentiert mit neuen Weiterverarbeitungsmethoden. 
In unseren Augen steigt auch hier die Wertigkeit des Kaffees. Denn man ist sich bewußt, dass ein hochwertiger Kaffee einen höheren Ertrag bringt - was natürlich nicht das schlechteste ist.
Die Strassen sind in diesem Jahr deutlich besser ausgebaut als noch vor drei Jahren. Die Infrastruktur ist erkennbar im Wandel, was auch ein Fortschritt für den Transport des Kaffees ist. Und für uns ist es so möglich noch einen Abstecher über Awassa zu machen, bevor wir unser Schulprojekt in Aposto besuchen. Auch hier hat sich viel getan. Neue Klassenräume sind gebaut, Spielgeräte für den Pausenhof, Lehrmaterial und zusätzliche Klassen wurden angeschafft und eingerichtet.


Der einzige Tag ohne festes Programm hat am Ende doch eins, und zwar ein bildendes. Für die „Neulinge“ gibt es eine aktive Kaffeekunde: Rohkaffeebohnen aus der Pergamenthaut schälen und der Größe nach sortieren („screenen“). Den Kaffeebauern bleibt die Benutzung einer Hulling Station die diese Aufgabe übernimmt verwehrt. D.h. Sie verkaufen den gewaschene Pergamino (Rohkaffee in der Permagenthaut) oder die getrocknete Kaffeekirsche mit Bohne an einen Zwischenhändler oder eine staatliche Institution. 


Damit wir die Proben zu Hause rösten können, müssen sie geschält sein. Das ist per Hand eine wirklich aufwändige Prozedur und wir sind froh, dass wir fachkundige Hilfe haben. Hier wird uns noch einmal mehr bewusst, wieviel Arbeit, Wissen und Liebe in den Kaffee investiert wird bis er in unseren Tassen landet. 

Ein bisschen Input gibst auch noch fürs Reiseteam: Wie kann ich einen Natural von einem gewaschenen Kaffee unterscheiden? Wieviele Kaffeekirschen muss ich für ein Kilo Bohnen pflücken? All die Fragen sind hier vor Ort präsent. 


Reizüberflutet sehen wir dem vorletzten Tag am Awassa sehen entgegen. Hippos und Seeadler beobachten gehören genauso zum Programm wie einmal im Stadtpark die Affen füttern.
Am nächsten Tag machen wir uns mit einem Zwischenstopp im Abijatta-Shala-Nationalpark allmählich auf den Heimweg. Die Taschen voller Kaffeeproben und Gewürze. (Natürlich getrennt aufbewahrt?) jede Pore bevorratet mit sattroter äthiopischer Erde und die Synapsen randvoll mit neuen Eindrücken folgt noch das Pflichtprogramm in Addis: Eine Äthiopische Rösterei besuchen. Hier ist der Röstmeister fast so alt wie der Röster. Baujahr 1932, wurde kurzerhand von Gas auf Elektro umgebaut. Und röstet seitdem für halb Addis und die Lufthansa (nach eigenen Angaben). Damit der Abschied nicht so schwer fällt, schauen wir noch im „German Biergarten“ vorbei. (Dekadenz macht auch nicht vor dem Afrikanischen Kontinent Halt). Und so fällt uns der Abschied etwas leichter, von diesem Land mit seiner beeindruckenden Natur und seinen herzlichen, gastfreundlichen Menschen.